Autismus-Spektrum-Störung (ASS)

Autismus-Spektrum-Störungen, abgekürzt ASS, zeigen sich in einer Beeinträchtigung der sozialen Interaktion und der Kommunikation mit anderen Menschen. Mimik und Gestik werden oft nicht verstanden und falsch gedeutet; Blickkontakt wird häufig vermieden.

Es liegt außerdem eine Störung in der Wahrnehmungsverarbeitung der Sinneseindrücke (Sehen, Hören, Schmecken, Riechen, Fühlen) vor. Die einzelnen Sinneseindrücke können übermäßig oder kaum wahrgenommen werden.

Betroffene haben ein großes Bedürfnis nach erkennbaren Strukturen und geordneten Abläufen und reagieren häufig unflexibel auf Veränderungen.

Menschen mit Autismus fällt es meist sehr schwer, sich in ihre Mitmenschen hineinzuversetzen und sozial angemessen zu reagieren.

Das Ausmaß der Beeinträchtigung ist bei jedem Menschen mit ASS unterschiedlich ausgeprägt, sodass die Verhaltensauffälligkeiten bei verschiedenen Personen mit ASS völlig unterschiedlich sein können.

In der medizinischen Klassifikation (ICD) der Weltgesundheitsorganisation WHO ist Autismus als eine tiefgreifende Entwicklungsstörung (ICD-10, Kodierung F84.X) bzw. eine neuronale Entwicklungsstörung – ASS (ICD-11, Kodierung 6A02.X) definiert und beinhaltet Veränderungen der neuronalen und psychischen Entwicklung.

Die Bezeichnung Spektrum bezieht sich auf den großen Umfang an Symptomen und deren individueller Ausprägung sowie die individuellen Fähigkeiten der Person. Dies kann sich z.B. auf den Unterstützungsbedarf, die Teilhabe sowie die Stärken und Schwächen von Autisti:innen auswirken.

In dem hier beschriebenen Spektrum (ICD-11) werden die bisherigen Kategorien (aus dem ICD-10) wie den frühkindlichen Autismus (F84.0), das Asperger-Syndrom (F85.4) und den atypischen Autismus (F84.1) zusammengefasst, da die Abgrenzung der einzelnen Formen untereinander oft nicht trennscharf ist.

Eine Differenzierung erfolgt basierend auf den Ausprägungen von Störungen der Intelligenzentwicklung und Beeinträchtigungen der funktionellen Sprache.

Die Symptome beim Autismus-Spektrum variieren von Kind zu Kind, ihnen gemein ist ein Beginn in der frühen Kindheit. Sie sind gekennzeichnet durch anhaltende Defizite über verschiedene Kontexte hinweg – situationsübergreifend – in zwei Hauptbereichen:

• wechselseitige soziale Interaktion und soziale Kommunikation
• sich wiederholende und unflexible Verhaltensmuster, Interessen oder Aktivitäten

Verhaltensauffälligkeiten, die auf eine Autismus-Spektrum-Störung hinweisen können:

• Reduzierter, verzögerter oder altkluger, erwachsenen ähnlicher Einsatz von Sprache
• Nachahmung von Worten und Sätzen anderer Personen (Echolalie)
• Oder der Einsatz von verbaler Kommunikation kann fehlen
• Mögliches Fehlen bzw. reduzierter Einsatz von nonverbaler Kommunikation wie Zeigen, Gesten und Gebärden oder die Hand des Erwachsenen nehmen und zu etwas hinführen
• Einfache Anweisungen werden manchmal nicht verstanden oder gehört
• Blickkontakt wird vermieden oder fehlt
• Schwierigkeiten, mit Gleichaltrigen zu spielen
• Ungewöhnlicher oder stereotyper Umgang mit Spielmaterialien
• Bei unerwarteten Geräuschen werden die Ohren zugehalten (oft ein Anzeichen von Schmerz- oder Angstempfinden)
• Einige Kinder zeigen Zehenspitzengang, wenn sie ohne Schuhe laufen
• Auftreten von emotionalen Krisen, wenn Routinen und vertraute Abläufe verändert werden
• Personalpronomen werden verwechselt (,,Du möchtest einen Keks bitte" – bedeutet: ,,Ich möchte einen Keks bitte")
• Schwierigkeiten, sich in die Gefühle anderer Menschen versetzen (z.B. keine oder ungewöhnliche Reaktion wie Lachen, wenn sich jemand verletzt hat oder weint)